Aus der Ferne sehen die Zelte der Lakota aus wie Zuckerhütchen. Hell leuchten sie im gleißenden Licht des Sommertages, irgendwo an einem Fluß in den nördlichen Prärien des Mittelwestens. Direkt neben den Tipis sind einzelne Pferde angepflockt, die Lieblingstiere der Jäger und Krieger. Ein wenig weiter weg vom Camp grast der große Rest der Pony-Herde. Die Tiere werden von halbwüchsigen Jungen bewacht. Schon im Alter von fünf oder sechs Jahren haben sie gelern, mit den Pferden unzugehen. Nicht nur reiten können sie, sondern auch im vollen Galopp Gegenstände vom Boden aufheben und mit Pfeil und Bogen Ziele treffen. Später, wenn die Jungen älter sind, werden sie (ebenso wie die Mädchen) ein kleines Pony bekommen. Mit einer kleinen Tragschleppe, auf der sie während der Wanderung des Stammes ihr Eigentum transportieren können.
Zeremonial- und Monumentalkunst spielten in den traditionellen Kulturen ganz unterschiedliche Rollen. Wie die Stilrichtungen änderten sich diese Rollen von Region zu Region. In den nördlichen Gegenden diente ein Großteil der Zeremonialkunst der Zurschaustellung von Wappen, in denen sich die Lineage des Besitzers repräsentiert sah. Ein Mann, der eine Bärenmaske trug, gehörte zur Bären-Sippe oder zum Bären-Klan. In mancher Weise entsprachen diese Wappen sehr den europäischen Wappen, in anderer Hinsicht unterschieden sie sich von ihnen, da sie sich auch auf die Erfahrungen beziehen konnten, die der Vorfahre des Trägers – der Familiengründer – tatsächlich mit einem Bärgeist gehabt haben mochte.
Fast ein Jahrhundert lang beherrschten die Sioux das Kernland der nördlichen Plains. Sie schlossen nur wenige Bündnisse, machten ebenso wenig Zugeständnisse und bekamen dadurch zahlreiche Feinde. Ihre Feinde haßten sie, fürchteten sich aber auch vor ihnen, was die Sioux stolz machte – diese Überlegenheit galt es zu verteidigen.